typographische 

Sonder­news 143

14. 5. 2025

Liebe Freunde und Mitglieder der tgm, 

heute vor 135 Jahren – am 14. Mai 1890 – wurde die Typographische Gesell­schaft München gegründet.

Sie war eine Antwort auf den kultu­rellen Umbruch ihrer Zeit: Die Industria­li­sie­rung beschleunigte Prozesse – oft zu­lasten der Qualität. Die tgm setzt ein Gegen­gewicht: mit Bildung, Haltung, Anspruch. Als Ort des Aus­tauschs – fach­lich, gesellig, leiden­schaft­lich. Für alle, die Schrift nicht nur lesen, sondern auch sehen, formen, spüren – zwischen Inhalt und Form, Text und Bild, Technik und Gesellschaft.

Seitdem hat Typografie sich gewaltig verändert. Heute tippen wir, scrollen, posten. Doch eines bleibt: Typo­grafie prägt, wie wir wahr­nehmen, verstehen, kommu­ni­zieren. Gute Typo­grafie schafft Verstän­digung, Differen­zierung und Teilhabe. Typografie ist ein Fundament unserer Kultur.

Was die tgm heute prägt, ist das Engagement ihrer Mitglie­der. Ihr viel­fäl­tiges Angebot – von Vorträgen über Seminare, Work­shops, artDates, TypeWalks, Atelier­besuche, Konferenzen bis hin zu Studien­reisen – entsteht ehren­amtlich aus der Mitte unserer Community.

135 Jahre tgm – wir fangen gerade erst an. Typografie in guter Gesellschaft.

Mit feierlichen GrĂĽĂźen
Michi Bundscherer im Namen des Vorstands

Logo

Typographische Gesellschaft
München e. V.

Schlechter Satz ist unsozial.
Kurt Weidemann

 

135 Jahre im Dienst der Typografie
von Rudolf Paulus Gorbach

Vor nunmehr 135 Jahren gründeten in München führende Mitarbeiter und Principale die Typographische Gesellschaft München. Vergleichbare Initia­tiven gab es auch in anderen deutschen Städten – doch die tgm in München ist die einzige dieser Gesellschaften, die bis heute besteht. Ein schöner Anlass, um auf einige »Glanzlichter« zurückzublicken (ein Begriff aus der traditionellen Reprosprache).

Vor 135 Jahren also: die Gründung. Im Zentrum stand der Fort­bildungs­gedanke – für Schriftsetzer, Drucker und die vielen anderen Berufe des grafischen Gewerbes. Ein Anliegen, das bis heute Gültigkeit hat.

Vor 100 Jahren, im Jahr 1925, zählte die tgm bereits 1.150 Mitglieder. Vorträge fanden auch in zahlreichen bayerischen Druckorten statt. Das Sonderheft »Elementare Typografie« erschien in den »Typographischen Mitteilungen« – initiiert von Jan Tschichold, tgm-Mitglied und engagierter Förderer.

Vor 70 Jahren, im Jahr 1955, widmete sich die tgm in zahlreichen Vorträgen dem Fotosatz – den es in der Praxis noch gar nicht gab. Eine Gruppe von Schriftsetzern um Walter Biering machte mit Musterbeilagen in grafischen Fachzeitschriften von sich reden. Und Günter Gerhard Lange war zu Gast.

Vor 50 Jahren, im Jahr 1975, sorgte man sich um die Zukunft der grafischen Bildung. Das Gewerbe wandelte sich zur Industrie – oder eben auch nicht. Der Fotosatz hatte sich etabliert, doch neue (und alte) Qualitätsfragen trieben die Mitglieder um.

Vor 20 Jahren, im Jahr 2005, stellte die tgm ein ganzes Vortragsprogramm unter das Thema Scheitern. Es ging um gescheiterte Projekte, Schriften, Kooperationen. Mit Beiträgen von Mirko Borsche, Alessio Leonardo, D. Hofrichter, Oliver Linke, Uta Schneider, Rudolf Paulus Gorbach – und vielen anderen.

Ein kleiner Einblick in eine vielleicht wichtige »grafische« Vergangenheit. Umso erfreulicher ist es, dass auch heute Vorträge, Seminare, Fortbildungen und Begegnungen der tgm veranstaltet und gebucht und besucht werden. Was wohl über die tgm von 2025 im Jahr 2050 hängen geblieben ist?

We cannot not change the world.

(Martina Lewis 2012 auf der tgm-Konferenz »Verantwortung gestalten«)

 

Ein Blick zurĂĽck – und nach vorn. Die letzen Jahrzehnte des Vereins und unserer Branche. 
von Michi Bundscherer

1990er: Digitale UmbrĂĽche
Die Digitalisierung stellt Berufsbilder und typografische Praxis auf den Kopf. Nach Philipp Luidl reagiert die tgm unter Arnold Ihlenfeldt und Karin Büchner (auch Irmgard Voigt) mit program­ma­tischer Selbst­ver­gewis­serung und vorsichtiger gesellschaftlicher Öffnung.

1996–2007: Eine neue Kultur
Mit Rudolf Paulus Gorbach beginnt ein tiefgreifender Wandel: Aus dem Fachverein wird eine kulturpolitische Plattform. Gestaltung wird nicht länger nur als Handwerk verstanden, sondern als gesellschaftlicher Diskurs – kritisch, vielstimmig, mit Sinn für ästhetische Reibung.

2007–2014: Sichtbarkeit und Vernetzung
Boris Kochan führt diesen Weg weiter – und bringt neue Dynamiken ein. Die tgm wird strategischer und sichtbarer. Konferenzen und Koopera­tionen erweitern das Spektrum und machen sie zur kultur­politi­schen Stimme weit über München hinaus.

2014–2025: Divers, digital, diskursiv
Das Ehrenamt wandelt sich – die tgm wird jünger, agiler, experi­men­teller. Auch die häufig wech­selnden Vor­sitzenden sind Ausdruck des gesell­schaft­lichen Wandels: Kilian Stauss, Oliver Linke, Rafael Bernardo Dietzel, Christina Sofie John, Petra Wöhrmann und Xuyen Dam. Corona erschwert Planung – und erweitert zugleich unseren Radius. Auch die Branche ist in Bewegung: Gestaltung wird hybrider, politischer, bewusster. Nach­haltig­keit, KI und Inklusion prägen die Debat­ten: Gestal­tung als soziale Praxis.

Ausblick
Gestaltung verändert sich – und mit ihr die Rolle der tgm. Was vor uns liegt, braucht Verant­wortung, Offenheit und Mut. Typo­grafie in guter Gesell­schaft ist heute wichtiger denn je. Danke, dass Sie uns begleiten.


PS: Wer noch weiter in die Vergangenheit blicken möchte, dem seien unsere Publikationen »Hundert Jahre Typographische Gesellschaft MĂĽnchen« und »BĂĽcher und Drucksachen der tgm« empfohlen. 

 

Typografie in guter Gesellschaft!

Die Typographische Gesellschaft München e. V. (tgm) steht für Dialog sowie Bildung für Qualität in der Kommuni­kations­branche. Mit dem Anspruch, Typo­grafie als verbindende Disziplin zu begreifen, bietet die tgm ein breites Angebot an Veran­staltungen und Fort­bildungen für Ein­steiger und Fort­geschrittene ebenso wie für Insider und an Gestaltung Interessierte.

Die 1890 von Setzern und Druckern gegrün­dete, mit heute ca. 850 Mit­gliedern europa­weit größte Typo­grafie-Organisation versteht sich als eine heraus­ragende Platt­form zur Förderung inter­disziplinären Denkens und Handelns: Dialog zwischen Inhalt und Form, Bild und Text, Tradition und Innovation, Gestaltung und Technik.

Jedes Angebot der tgm ist das Gemein­schafts­werk von Menschen und Unter­nehmen, die sich engagieren – und damit auch Ausdruck soli­darischer Leistungs­fähigkeit der Kommunikations­branche.

Typographische Gesellschaft MĂĽnchen e. V.
Goethe­straße 28 Rgb.
80336 MĂĽnchen (vCard)
Telefon 089/714 73 33
tgm-Geschäftstelle: jeanson@tgm-online.de

Newsletter: newsletter@tgm-online.de

Redaktion: Michi Bundscherer, Petra Marth; weitere Mitwirkende dieser Ausgabe: Regina Jeanson, Rudolf Paulus Gorbach, Hermann Iding, Michael Lang

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